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 Das Leben
 
 Jung und unbefangen,
 gab es keine Grenzen,
 gab es nur schwarz und weiß,
 nur Gut und Böse.
 Stets für die großen Ideale
 ohne Angst vor eig'nen Schrammen
 geschlossene Türen eingerannt.
 Waren sie auch noch so fest
                                  verriegelt,
 solange es dem Guten diente
 und man gemeinsam vorwärts zog,
 schien nichts unüberwindlich zu
                                  sein.
 
 Das Leben war so aufregend.
 Das Leben war so wunderbar.
 Das Leben sollte nie vergehen.
 
 
 Das Leuchten in den Kinderaugen,
 wenn gemeinsam etwas gelang,
 bei dem Gestalten ihrer Zukunft.
 Die Dankbarkeit im Blick bei jenen,
 denen man hat helfen können,
 bei Problemen oder Not.
 Der Anblick von der großen Flut,
 so grausam heimgesuchter Orte,
 doch wieder aufgeblüht,
 vom Schaffen vieler Helfer,
 nur wenige Jahre danach.
 
 Das Leben war so voll von Müh'
                                    und Glück.
 Das Leben war so voll von
                                    Dankbarkeit.
 Das Leben war so schön.
 
 
 Dann kam der schwarze Tag,
 als alles sich zu ändern schien,
 eines kleinen scheinbar labidaren
                                  Fehlers wegen.
 Verunglimpfungen und Vorurteile,
 bisher nie wirklich Ernst genommen.
 So unerwartet tief im Inneren
                                  getroffen,
 von schweren harten Worten,
 von einem öffentlichen
                                  Standgericht.
 Ein Kainsmal auf die Stirn gebrannt,
 den Boden unter den Füßen
                                  fast verloren,
 der Blick für alles Schöne
                                  tief getrübt.
 
 Das Leben schien ganz
                                    plötzlich ohne Ideale.
 Das Leben schien so leer und ohne
                                    weiter'en Sinn.
 Das Leben sollte schnell zu Ende
                                    gehen.
 
 
 Alles schien verloren und verdorben,
 wofür sich Jahre lang
                                  bemüht.
 Den Blick zwar trotzig noch gehoben,
 doch mehr mehr mit Angst,
 als vor gewohnter Schaffenskraft:
 vor Zeigefingern der Verachtung,
 vor leisem Tuscheln hinter
                                  vorgehalt'ner Hand.
 Die Familie und auch viele Freunde,
 waren voller Trauer und auch Wut,
 standen entschlossen zur Seite
 in diesem schweren Augenblick.
 
 Das Leben ist nicht immer fair zu
                                    einem.
 Das Leben wirft man aber auch nicht
                                    weg.
 Das Leben muss weitergehen.
 
 
 
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 Man lies
                                  nicht fallen,obwohl so mancher gern das Fallen
                                  hätt' gesehen
 Getreu dem Spruch:
 Wer Anderen etwas Gutes tut,
 wird selbiges auch einst erfahren,
 schien selbst das Kainsmal auf der
                                  Stirn,
 wie dereinst auf Gottesacker,
 zum Schutz sich zu wandeln.
 Mit Freundes Kraft und diesem Schild,
 endlich wieder wirklich aufrecht
                                  stehend,
 öffnete sich der Blick.
 
 Das Leben brachte Trost und
                                    Hoffnung.
 Das Leben wirft man nicht einfach
                                    weg.
 Das Leben das kann weitergehen.
 
 
 Lange saß noch tief die Angst,
 immer wenn es zu and'ren Menschen
                                  ging,
 bei jeder Vorstellung in einer neuen
                                  Aufgabe.
 Werden sich die Finger heben?
 War das nicht einst so ein
                                  Skandälchen?
 Werden leise Stimmen wissend tuscheln,
 Entrüstung spielend ihr Gutsein
                                  laben?
 Doch die Zeit heilt viele Wunden,
 Arbeit hilft vergessen,
 und erlebte Leistung zeichnet neue
                                  Bilder,
 kittet einen angeschlagenen Ruf.
 
 Das Leben barg noch immer Schmerz
                                    und Angst.
 Das Leben barg aber auch Erfolg und
                                    Dankbarkeit.
 Das Leben wird wohl weitergehen.
 
 
 Narben schmerzen lange!
 Ist die Wunde auch schon längst
                                  verheilt,
 Unsicherheit, ob es erneut geschehen
                                  könnte,
 lähmt so manche forsche Tat.
 Introvertiertheit und Sarkasmus
 Können schwere Fesseln sein.
 Doch das eig'ne Wirken treibt voran,
 lässt vergessen Schmerz und Wut,
 und mit jedem Dank und jedem
                                  Lächeln
 taut die tiefgefrorene Seele weiter
                                  auf,
 gelingt Vergeben was geschah.
 
 Das Leben heilt durch Zeit und Tat
                                    die Seele.
 Das Leben befreit durch neues
                                    Erleben von manch' alter Last.
 Das Leben möchte immer weiter
                                    gehen.
 
 
 Dann kommt der Morgen,
 die Sonne scheint wie früher,
 der Schleier des eigenen Zerfleischens
                                  weggeweht,
 die Kraft pulsiert durch alle Adern,
 der Blick ist wieder frei.
 Und wieder werden für die
                                  großen Ideale,
 ungeachtet eig'ner Schrammen und auch
                                  Narben,
 geschlossene Türen eingerannt.
 Sind sie auch noch so fest verriegelt,
 solange man gemeinsam Gutes tut,
 kann nichts unüberwindlich sein.
 
 Das Leben ist so aufregend.
 Das Leben ist so wunderbar.
 Das Leben ist rauh und doch so
                                    schön.
 
 
 a.m.
 
 
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