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 Winterstille
 
 
 Die Vögel
                                  sind längst weggezogen,ganz Weit nach Süden in wärmere
                                  Gefilde.
 Nur wenige sind geblieben
 und suchen müssig sich das täglich
                                  Futter.
 Kein morgendliches Piepsen,
 kein aufgeregtes Schnattern,
 unter grauem Wolkenhimmel
 verstummt das ganze Land,
 als würde es die Kälte eines Sterben
                                  fühlen.
 
 Alles ringsum von Schnee
 ganz und gar
 in ach so sauberes Weiß getaucht,
 die Wiesen und die Bäume
 bedeckt von stiller schwerer Last,
 die sie am Wachsen hindert,
 am Erblühen und entfalten,
 aber sie auch schützt
 vor dem Erfrieren.
 
 Der See fest zugefrohren,
 bedeckt von einer starren Schicht
 aus klarem Eis,
 gleich eines Sarges gläsernem Deckel,
 und doch kein Sarg,
 die Fische haben tief sich
                                  zurückgezogen,
 und schlafen statt zu schwimmen,
 statt sich zu paaren sind sie in ihrem
                                  Traum gefangen,
 geschützt jedoch vor dem bitteren
                                  Frost.
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 Der Bär in
                                  seiner Höhle liegt,als wäre er schon tot,
 und doch schläft er nur.
 Nichts ist zu spüren von seiner großen
                                  Kraft,
 von seinem wilden ungestümen Wesen,
 gefangen in einem tiefen Schlaf,
 wartet er auf des Frühlings erste
                                  warme Strahlen,
 wenn er sich eine Bärin sucht
 und wieder richtig leben kann.
 
 Kein Leben ist zu spüren.
 Alles wirkt so still.
 Nur Eisblumen gar wunderschön erblühen
 auf kaltem Glas.
 Nur Eiszapfen immer schneller wachsen
 an den Dächern in tristes grau
                                  getauchter Häuser,
 doch das ist kein Leben,
 auch wenn sie wachsen
 und wunderschön sind anzuschauen.
 
 Das wahre Leben aber schickt sich ganz
                                  allmählich an,
 wieder die Oberhand zu erlangen,
 denn auch wenn alles tot zu sein
                                  scheint,
 es ist nicht tot,
 will wieder leben,
 die Fesseln sprengen,
 sich paaren und auch lieben,
 wachsen und zu neuen Ufern aufbrechen,
 sich entfalten und gedeien.
 
 
 a.m.
 
 
 
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