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 Trollentanz
 
 
 Sie kommen
                                  einzelnoder in Gruppen,
 aufzuspielen zum feurigen Tanz
 der wohlgewählten Worte.
 Das Thema einmal eine Rolle spielt,
 das andere mal ein Verfasser.
 
 Sie werfen hinein,
 was aus ihrem Inner'n spricht,
 in einen großen Topf,
 thronend über loderndem Feuer,
 broddelnd der Sud,
 zu vergiften die Atmosphäre.
 
 Sanfte Worte mit Hinterlist,
 vorgetäuscht Achtsamkeit und
                                  Vertrauen,
 damit das Schutzschild fällt,
 hervorzulocken voreilige Bemerkungen,
 um dann mit voller Kraft
 in die entblöste Brust zu
                                  stechen.
 
 Ein wenig Schulmeisterei:
 ein paar Hinweise zum Benehmen,
 oder wie man schreiben sollte,
 der Text zu kurz oder zu lang,
 von wenig Sachverstande zeugend.
 Irgendwann sollte doch jeder
                                  explodieren.
 
 Doch scheint die Wirkung auszubleiben,
 wird im Rausche einfach nachgelegt,
 die Angriffe werden persönlicher,
 die Diskutanten in zwielichtes Bild
                                  gesetzt,
 sie soweit zu provozieren,
 bis Wutausbrüche zu erwarten
                                  sind.
 
 Mal warnend getarnt,
 mal gekonnt subtil bis provokant,
 werden erst Mißstände
                                  aufgedeckt,
 auch wenn sie Eigenwerk,
 und dann Dank einer Übermacht,
 die Opfer angeprangert.
 
 Der Sinn des Themas wird bezweifelt,
 genauso wie das d'rin Geschriebene,
 das Feld der Rechtschreibung ist immer
                                  lohnend,
 doch auch an Ausdruck und Grammatik
                                  kann man sich reiben.
 Klugheit, Anstand und Empfehlungen,
 vermeintliches Wissen wird normgerecht
                                  serviert.
 
 Noch aggressiver und vermehrter
 nun das Gift verschüttet wird,
 abzuschrecken die Diskutanten,
 sich mit Texten zu offenbaren,
 sich dem Reigen auszuliefern,
 statt schweigend zu kapitulieren.
 
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 Der Wunsch
                                  zur Störung oder Lustigmachen
                                  eint,genau wie das Gefühl,
 zu etwas Starkem zu gehören,
 zu Meinen dürfen scheinen,
 Gral und Wahrheit gepachtet zu haben,
 im Recht zu sein!
 
 Sind die Trolle so richtig in ihrem
                                  Element,
 bebt die Diskussion,
 immer neue Nahrung für das Feuer,
 damit der Gifttopf glüht,
 um es dann kreischend
                                  auszugießen,
 zu verpesten den Ton.
 
 Doch bei der Diskutanten Wollen,
 den roten Faden aufrecht zu erhalten,
 trotz der Trolle wildem Tanz,
 ist es oft schwer, bei sich zu
                                  bleiben,
 sich nicht beirren zu lassen,
 zu locken oder provozieren.
 
 Schmerz beim Trollentanz sehr schnell
                                  empfindet,
 wer verwechselt Cyberspace und
                                  Realität.
 Selten hat was Trolle
 wortgewandt danieder schreiben,
 um zu verletzen und zu sabotieren,
 im realen Leben irgend eine Relevanz.
 
 Entscheidend für das eigene
                                  Schreiben,
 könnte neben dem Blick in den
                                  Spiegel,
 der eigene Wertemaßstab sein,
 das, was man auch im realen Leben,
 ohne sich zu schämen,
 vertreten und äußern kann.
 
 Ist man selber mit sich im Reinen,
 wissend um eigene Stärken und
                                  Schwächen,
 seine Nichtunfehlbarkeit voll
                                  akzeptierend,
 kann man ohne Groll verstehen und
                                  nachempfinden,
 was an tiefen inn'rem Schmerz,
 aus manchen Trollen spricht.
 
 Ein Trollentanz
 so störend er auch ist,
 sich stets von selbst entlarvt.
 Das Geschriebene kann man fast ewig
                                  lesen!
 Jeder Text spricht dabei zwar
                                  zunächst für sich,
 doch vergisst er oft auch seinen Autor
                                  nicht!
 
 
 
 a.m.
 
 
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