Was ist ADS/ADHS ?
Eine Krankheit, ein Defizit, eine
Gabe?
Oder einfach nur eine spezifische
Persönlichkeitsvariante?
Bereits mit den
Bezeichnungen
Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperkinetische
Störung (ADHS),
Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperkinetisches
Syndrom oder Hyperkinetische Störung
wird fixiert, daß es sich aus Sicht
der Schulmedizin hierbei um eine
"Störung" bzw. "Krankheit" handelt,
welche geprägt ist von
Aufmerksamkeitsschwäche, Hyper- bzw.
Hypoaktivität und impulsiven
Verhalten.
Ob es sich jedoch hierbei aber
tatsächlich um eine Krankheit oder
Störung handelt oder einfach um eine
gegenüber der Mehrheit der
Mitmenschen anders ausgeprägte Form
von Fähigkeiten und Schwächen, ist
wohl aber eher eine philosophische
Frage und eine gesellschaftliche
Klassifizierung und eigentlich erst
dann von besonderer Bedeutung, wenn
der Mensch mit ADS/AD(H)S dies nicht
mehr "händeln" kann, seine Umwelt
dies nicht akzeptiert und tolleriert
und Ausgrenzung, Abwertung und
gesundheitliche Folgeerscheinungen
eine Entwicklung und Entfaltung des
Menschen mit AD(H)S nicht mehr
ermöglichen.
Aufgrund der vielen, für Menschen
mit AD(H)S charakteristischen,
positiven Eigenschaften und Merkmale
bringen diese oft "Farbe in das
Leben." Allein schon deshalb ist es
fragwürdig, ob hier von vornherein
von einer Störung oder nicht
zunächst vorurteilsfreier von einer
"Spezifischen
Persönlichkeitsvariante" gesprochen
werden sollte. Nach heutigen
Erkenntnissen zählen
zahlreiche der bedeutendsten
Persönlichkeiten der Menschheit zu
der Gruppe der AD(H)S-ler und viele
der hervorragendsten kulturellen und
wissenschaftlichen Errungenschaften
wären ohne diese speziellen
Fähigkeiten kaum möglich
gewesen. Ist es deshalb
vielleicht gar angebrachter, hierbei
eher von einer Veranlagung oder zu
trainierenden Begabung als von einer
Störung zu sprechen? Braucht die
Gesellschaft nicht gerade diese
besonderen Fähigkeiten genau so, wie
die Fähigkeiten der sogenannten
"normalen" Menschen?
Medizinische und psychologische
Fragen gewinnen jedoch in dem Maße
im Zusammenhang mit AD(H)S an
Bedeutung, wie Ausgrenzung und
Mißverständnis in der Gesellschaft
und der Familie, Überforderung oder
auch andere körperliche Definzite
tatsächlich zu Krankheiten,
Störungen und zu extremen
Fehlverhalten führen.
AD(H)S ist eine bereits im
Kindesalter auftretende psychische
Veranlagung, die primär durch eine überdurchschnittlich
hohe
und unkontinuierliche Aufnahme von
Reizen und einer funktional
(prozessorientierten)
Konstruktion/Abbildung/Informationsverarbeitung
der Wirklichkeit im Gehirn
gekennzeichnet ist. Der Mensch mit
AD(H)S hat infolge eines kaum
ausgeprägten oder stark
eingeschränkten "Reiz- und
Informationsfilters" nicht das
"eingeschränkte" aber deutlich
kontinuierlichere
Reizaufnahmevermögen der als
"normal" eingestuften prädikativen
Mitmenschen, deren Konstruktion/Abbildung/Informationsverarbeitung
der
Wirklichkeit im Gehirn eher auf
invariable, statische Dinge
abgestellt ist. Gleichzeitig ist die
Aufmerksamkeit eines Menschen mit
AD(H)S eher dynamisch - also
unkontinuierlich.
So nimmt ein Kind mit AD(H)S z.B. im
Klassenraum nicht nur den Lehrer und
die Tafel war, sondern muß
gleichzeitig zahlreiche andere Reize
und Informationen in und außerhalb
des Klassenraumes verarbeiten. Da
diese Fähigkeit aber letztlich zu
einer Überforderung der Betroffenen
führt, wird dies gemeinhin als
"Unaufmerksamkeit" und Störung statt
als zu trainierende Gabe
eingestuft.
Oft werden Menschen mit AD(H)S als
leicht ablenkbare Menschen mit
geringem Durchhaltevermögen
charakterisiert. Dies trifft jedoch
meist nur für sie nicht fordernde
bzw. sie nicht interessierende oder
gar monotone und ungeliebte
Tätigkeiten zu. Bei Tätigkeiten und
Dingen, für die Menschen mit AD(H)S
ein großes Interesse haben oder für
die eine große innere Motivation bei
ihnen vorliegt, sind sie dagegen
hochkonzentriert und mit einem weit
überdurchschnittlichen (allerdings
aus der dann extremen
Leistungsüberforderung resultierend
irgendwann auch zeitlich begrenztem)
Durchhaltevermögen versehen, was
regelmäßig dazu führt, daß sie auf
die Sache fixiert alles um sich her
ausschalten (vergessen) und jegliche
Zeitrelation verlieren.
Infolge ihres spontanen, mitunter
sehr bis "über"-engagierten
Reagieren auf sie tatsächlich tiefer
interessierende Ereignisse und
Dinge, werden sie von der
Allgemeinheit in der Regel als
leicht aufbrausend mit der Neigung
zum Handeln ohne nachzudenken
empfunden. Die Reizüberflutung und
die permante Notwendigkeit zur
Verarbeitung übergroßer
Informationsmengen ohne die als
Kompensation erforderlichen Ruhe-
und Entspannungszeiträume lässt sie
entweder überaktiv, nervös und
zappelig (hyperaktiv) oder verträumt
und zurückgezogen (hypoaktiv)
erscheinen.
"Unbehandelte" Menschen mit AD(H)S
und ihre Angehörigen stehen meist
unter erheblichem Leidensdruck.
Überdurchschnittliche Leistungen und
Ergebnisse bei gleichzeitigem
"Versagen" in Schule, Beruf oder
Beziehung und die Entwicklung von
weiteren psychischen Störungen sind
häufig die Folge. Ursache hierfür
ist aber oftmals mehr die Unkenntnis
über die eigene Betroffenheit von
ADHS sowie im unangepassten
Reagieren des Umfeldes, in dem sie
aufwachsen.
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